Klinker
Klinker Baumaterial (z. B. Klinkerfassade, Vormauerziegel)
👉 Kurz erklärt:
- Klinker sind besonders stark gebrannte Ziegelsteine.
- Sie sind extrem hart, frostbeständig und nehmen kaum Wasser auf.
- Typisch verwendet man sie als Fassade (z. B. zweischaliges Mauerwerk mit Klinkervormauerung).
- Vorteile: langlebig, pflegeleicht, witterungsbeständig, sehr guter Schallschutz, optisch hochwertig.
- Nachteile: teurer als Putzfassaden, aufwendiger beim Bau.
Hier ist eine ausführliche Erklärung zur Bauweise mit Klinkern:
1. Was sind Klinker?
Klinker sind Ziegelsteine, die bei sehr hohen Temperaturen (über 1.100 °C) gebrannt werden. Dadurch werden die Poren nahezu vollständig geschlossen – der Stein wird extrem hart, frostbeständig und nimmt kaum Wasser auf. Genau deshalb sind Klinker seit Jahrhunderten ein beliebtes Fassadenmaterial.
2. Typische Bauweise: Zweischaliges Mauerwerk
Die klassische Bauweise mit Klinkern sieht so aus:
- Innenschale (tragend)
- Meist aus Kalksandstein, Porenbeton oder Ziegel.
- Trägt die Lasten des Hauses.
- Dämmschicht
- Zwischen tragender Wand und Klinkerfassade wird Wärmedämmung eingebaut (z. B. Mineralwolle, Hartschaumplatten).
- Dicke: 12–20 cm, je nach energetischen Anforderungen (GEG, KfW-Standard).
- Luftschicht
- Ca. 2–4 cm breit.
- Sorgt für Hinterlüftung und dafür, dass Feuchtigkeit von außen nicht in die Dämmung eindringt.
- Über offene Stoßfugen oder spezielle Lüftungssteine am Sockel und unter der Dachtraufe kann Luft zirkulieren.
- Außenschale (Klinkerfassade)
- 11,5 cm stark (halber Stein).
- Ist nicht tragend, sondern Wetterschutz und Gestaltungselement.
- Mit Edelstahlankern (sogenannten Drahtankern) im Mauerwerk mit der tragenden Wand verbunden.
3. Varianten der Klinkerbauweise
- Vormauerziegel (klassischer Klinker): Massiv gemauert, Fugen in unterschiedlichen Farben möglich.
- Verblender: Dünnere Steine (2–4 cm), die wie Fliesen auf die bestehende Wand geklebt werden. Billiger, aber weniger robust.
- Riemchen: Noch dünnere Klinker, oft für Sanierungen oder Optik bei WDVS-Fassaden genutzt.
4. Vorteile einer Klinkerfassade
- Witterungsschutz: Sehr langlebig, hält 80–120 Jahre ohne größeren Aufwand.
- Pflegeleicht: Kein Streichen oder Verputzen nötig.
- Schallschutz: Klinkerfassaden verbessern die Schalldämmung deutlich.
- Wertsteigerung: Klinkerhäuser gelten als hochwertig und zeitlos.
- Feuchteschutz: Durch die Luftschicht bleibt die Dämmung trocken.
5. Nachteile
- Kosten: Höher als bei Putzfassaden (ca. 150–250 €/m² Fassadenfläche für Klinkermauerwerk, Riemchen günstiger).
- Bauzeit: Längere Bauzeit, da zusätzliche Schale gemauert werden muss.
- Platzbedarf: Durch zweite Schale und Luftschicht geht Wohnfläche verloren (Außenmaß des Hauses wird größer).
6. Optische Gestaltung
- Verschiedene Formate (NF, DF, 2DF etc.).
- Unterschiedliche Farben (rot, braun, weiß, anthrazit).
- Fugenfarben verändern die Gesamtwirkung stark.
- Traditionell in Norddeutschland verbreitet, inzwischen auch im Süden wieder beliebt wegen Langlebigkeit.
Die Bauweise mit Klinkern ist eine sehr langlebige, wertsteigernde und optisch hochwertige Variante, die sich besonders für Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser lohnt, wenn man den höheren Anfangspreis akzeptiert.
Schritt-für-Schritt-Ablauf für die Bauweise mit Klinkern, wie es auf einer Baustelle in der Praxis aussieht:
1. Fundament und Sockel
- Das Fundament muss breit genug sein, um tragende Wand + Dämmung + Klinkerschale aufzunehmen.
- Der Sockelbereich wird mit feuchteresistenten Steinen oder Beton ausgebildet, da hier am meisten Spritzwasser auftrifft.
2. Errichtung der tragenden Innenschale
- Zuerst wird die tragende Wand hochgezogen (z. B. aus Kalksandstein, Porenbeton oder Ziegel).
- Hier werden auch die Öffnungen für Fenster und Türen bereits vorgesehen.
3. Einbau der Wandanker
- In regelmäßigen Abständen (ca. alle 4–6 Reihen und alle 50 cm horizontal) werden Edelstahlanker in die Innenschale eingemörtelt.
- Diese verbinden später die Klinkerschale sicher mit der Tragwand.
4. Anbringen der Dämmung
- Plattenförmige Wärmedämmung (z. B. Mineralwolle, PUR-Hartschaum) wird direkt auf die Innenschale gesetzt.
- Die Platten werden versetzt angeordnet, damit keine Kältebrücken entstehen.
- Befestigung meist mit Kleber oder speziellen Dübeln.
5. Ausbildung der Luftschicht
- Zwischen Dämmung und Klinkerschale bleibt ein Hohlraum von ca. 2–4 cm.
- Dieser wird nach oben und unten belüftet (z. B. durch offene Stoßfugen oder Lüftungssteine).
- Funktion: Feuchtigkeit aus Regen, die durch den Klinker dringt, kann abtrocknen und läuft unten ab.
6. Mauern der Klinkerschale
- Die Klinkersteine werden in Reihen gemauert, auf den Edelstahlankern abgestützt.
- Es gibt verschiedene Verbände (z. B. Läuferverband, Kreuzverband), die auch optisch eine Rolle spielen.
- Fugmörtel wird sorgfältig eingebracht und kann in unterschiedlichen Farben ausgeführt werden.
7. Fenster- und Türanschlüsse
- Bei Öffnungen werden Stürze oder spezielle Klinkerverbände verwendet.
- Anschlussdetails (z. B. Abdichtungen, Rollladenkästen) müssen sauber ausgeführt sein, damit keine Wärme- oder Feuchtigkeitsbrücken entstehen.
8. Dachanschluss und Abschluss
- Am Dachrand wird die Klinkerschale mit einem Abschlussstein oder Blechabdeckung versehen.
- Die Hinterlüftung endet hier, sodass Luft von unten nach oben durchströmen kann.
9. Sockeldetails
- Ganz unten (im Spritzwasserbereich) werden besonders robuste Klinker oder Betonsteine verwendet.
- Entwässerungsöffnungen (Dränfugen) lassen eingedrungenes Wasser nach außen ablaufen.
👉 Ergebnis:
Du erhältst eine doppelte Wandkonstruktion, bei der die tragende Innenschale stabil ist, die Dämmung energetisch wirkt, die Luftschicht für Feuchteschutz sorgt und die Klinkerschale die äußere Witterung dauerhaft abhält.