Tag der deutschen Bauindustrie 2025
Zwischen Beton und Bürokratie: Was die Bauindustrie jetzt von der Politik erwartet
Am Tag der Deutschen Bauindustrie 2025 wurde klar:
Die Branche steht am Kipppunkt.
Während der Bedarf an Infrastruktur, Wohnraum und klimagerechtem Bauen weiter wächst, bremst eine Mischung aus Unsicherheit, Vorschriften und Förderchaos die Zukunftsfähigkeit eines der wichtigsten Wirtschaftszweige Deutschlands aus.
Stillstand statt Baustelle: Wohnungsbau am Limit
Der Wohnungsbau – einst Konjunkturmotor – steckt tief in der Krise.
Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen sinkt, während die Nachfrage ungebrochen hoch bleibt.
Hohe Baukosten, gestiegene Zinsen und auslaufende Förderprogramme haben Investoren verunsichert.
Der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Peter Hübner, machte unmissverständlich klar: „Ohne klare politische Signale und entschlossene Maßnahmen droht ein struktureller Rückbau statt Aufbruch.“
Fünf politische Baustellen: Was die Branche jetzt braucht
Die Bauunternehmen formulieren ihre Erwartungen an die Bundesregierung in klaren Worten.
Im Zentrum stehen fünf politische Handlungsfelder:
- Planungs- und Genehmigungsverfahren radikal beschleunigen
Aktuell dauert es oft Jahre, bis Projekte überhaupt starten dürfen. Das lähmt die gesamte Branche. - Digitalisierung im Bauwesen vorantreiben
Von der Baugenehmigung bis zur Ausführung: Digitale Prozesse könnten Zeit und Kosten sparen – wenn die Verwaltung mitspielt. - Förderpolitik mit Verlässlichkeit statt Volatilität
Ständige Richtungswechsel bei der KfW und den Landesprogrammen haben Vertrauen zerstört. Die Branche fordert Planbarkeit. - Vergaberecht praxisnah reformieren
Weniger Formalismus, mehr Effizienz – so lautet der Tenor vieler Unternehmer. - Fokus auf Infrastruktur und Klimaschutzprojekte legen
Neben Wohnungsbau braucht es massive Investitionen in Verkehrswege, Wasserstoffprojekte und nachhaltige Energieinfrastruktur.
Politik signalisiert Unterstützung – doch Skepsis bleibt
Bundeskanzler Friedrich Merz, der als Hauptredner auftrat, versprach Tempo: „Wir werden Genehmigungen vereinfachen und öffentliche Investitionen priorisieren.“ Auch die Bundesministerin für Bauen und Wohnen, Verena Hubertz, stellte eine neue Initiative für den sozialen Wohnungsbau in Aussicht.
Die Branche reagierte verhalten optimistisch – zu oft seien Ankündigungen gemacht, aber nicht umgesetzt worden. Hübner warnte: „Für Lippenbekenntnisse ist es zu spät. Die Unternehmen brauchen jetzt Entscheidungen – keine Denkpausen.“
Zukunft nur im Schulterschluss: Staat und Wirtschaft müssen gemeinsam bauen
Die deutsche Bauindustrie steht nicht nur für Arbeitsplätze und Wertschöpfung, sondern ist auch ein entscheidender Hebel für bezahlbares Wohnen, klimafeste Städte und moderne Infrastruktur. Doch ohne verlässliche politische Rahmenbedingungen droht ein langsamer Absturz in die Stagnation.
Der Tag der Bauindustrie 2025 hat eines deutlich gemacht: Die Branche ist bereit. Jetzt muss die Politik liefern – und zwar nicht morgen, sondern heute.
Verena Hubertz. Foto: Markus C. Hurek