Einfamilienhaus in 4 Wohnungen umbauen
Hier ist ein praxisnaher Schritt-für-Schritt-Plan für Deutschland, wie du ein Einfamilienhaus rechtssicher in 4 Wohnungen umplanst und genehmigen lässt – inkl. Bauamt, Architekt, Finanzierung und Teilungserklärung.
(Hinweis: Details können je Bundesland/Gemeinde variieren. Bei Zweifeln: Architekt/Baujurist hinzuziehen.)
Schritt-für-Schritt zur genehmigten 4-Wohnungen-Immobilie
1) Ziel & Standort-Check (Woche 1–2)
Ziele definieren: Eigennutzung vs. Vermietung/Verkauf (WEG).
Lage klären:
- Gilt Bebauungsplan (§30 BauGB) oder Ortsüblichkeit (§34 BauGB)?
- Denkmalschutz, Milieuschutz/Erhaltungssatzung, Zweckentfremdungssatzung?
- Erschließung: Zufahrt, Wasser/Abwasser, Strom/Gas, Telekom.
Schnell-Check mit dem Bauamt/Architekt: „Umbau EFH → 4 WE grundsätzlich zulässig? Stellplätze?“
Ergebnis: Go/No-Go + grobe Rahmenbedingungen (z. B. zusätzl. Stellplätze, zweiter Rettungsweg, Brandschutzstandard).
2) Finanzierung grob aufsetzen (Woche 1–3)
Kennzahlen: Kaufpreis (falls Ankauf), Baukosten, Nebenkosten (10–15 %), Puffer (10–20 %).
Bankgespräch: Machbarkeits- und Finanzierungsrahmen; Darlehen, Eigenkapital, Zwischenfinanzierung.
Förder-Check: KfW/BAFA (Sanierung, Dämmung, Fenster, Heizung, PV). Programme ändern sich – tagesaktuell prüfen.
Ergebnis: Vorläufige Finanzierungszusage („Indikation“) + Budgetrahmen.
3) Team aufstellen (Woche 2–4)
Pflichtrollen:
- Architekt (Entwurf, Bauantrag, Koordination)
- Tragwerksplaner (Statik)
- Brandschutzplaner (Konzept, je nach GK/LBO)
- TGA-Planung HLS/Elektro (Schächte, Leitungen, Zähler)
- Vermesser/Lageplan (amtlicher Lageplan, falls nötig)
Optional: Schallschutz, Energieberater, Baujurist, Projektsteuerer.
Ergebnis: Angebot/Vertrag, Honorar (HOAI) und Zeitplan.
4) Vorprüfung & Bauvorbescheid (Woche 4–10)
Leistungsbild:
- Bestandsaufnahme (Aufmaß, Fotos, evtl. Sondagen)
- Entwurfsskizzen: Wohnungszuschnitte, Rettungswege, Schächte, Stellplätze
- Gespräch Bauamt (Vorgespräch)
- Bauvoranfrage/Bauvorbescheid (optional, sehr empfohlen bei 4 WE)
Ergebnis: Schriftliche Einschätzung/Verbindlichkeit (Bauvorbescheid) – minimiert Risiko vor Planungskosten.
5) Entwurfs- & Genehmigungsplanung (Woche 8–16)
Planungsinhalte:
- Grundrisse/Schnitte/Ansichten 1:100
- Erschließung je Wohnung: eigene Zähler (Strom, Wasser, ggf. Gas), Briefkästen, Klingel/Video, Gegensprechanlage
- Brandschutz: Feuerwiderstand Decken/Wände, Wohnungseingangstüren, Rettungswege (1. & 2. Weg), Rauchwarnmelder, ggf. Rauchschutzdruckanlage je nach Gebäude
- Schallschutz: Decken, Installationsschächte, Wohnungstrennwände (DIN 4109)
- GEG/Wärmeschutz: Nachweise/Details (Dämmung, Fenster, Wärmeerzeuger, Lüftung)
- Barriere- & Gebrauchstauglichkeit: wo möglich verbessern
- Außenanlagen/Stellplätze: Nachweis oder Ablöse gem. Stellplatzsatzung, Fahrradstellplätze
Ergebnis: Genehmigungsreife Unterlagen & Kostenrahmen (DIN 276).
6) Bauantrag einreichen (Woche 16–20)
Typische Unterlagen:
- Antragsformulare, amtlicher Lageplan
- Bauzeichnungen 1:100, Baubeschreibung
- Brandschutzkonzept, Standsicherheitsnachweis (ggf. prüfpflichtig)
- Wärmeschutz/GEG-Nachweis, Schallschutznachweis
- Stellplatznachweis bzw. Ablöseerklärung
- ggf. Entwässerungsantrag, Baumbestand, Abweichungsanträge
Bearbeitungszeit: je nach Amt 1–6 Monate.
Ergebnis: Baugenehmigung (inkl. Nebenbestimmungen).
7) Ausführungsplanung & Ausschreibung (ab Genehmigung, 4–10 Wochen)
Ausführungsdetails: Maßketten, Knoten, Anschlüsse, Trockenbau-/Schallschutzdetails, Brandschutzanschlüsse, Abdichtungen, Lüftung, Zählerplätze, Unterverteilungen.
Ausschreibung (Leistungsverzeichnisse): Gewerke: Rohbau, Trockenbau, Elektro, HLS, Fenster/Türen, Boden/Fliesen, Maler, Metall/Schlosser, Dach/Abdichtung, Außenanlagen.
Vergabe: Angebote vergleichen, LV-Konformität, Nebenangebote, Referenzen; Vertrag als VOB/B oder BGB-Pauschalvertrag; Zahlungsplan mit Sicherheiten.
Ergebnis: Beauftragte Firmen + Bauzeitenplan (Puffer einplanen).
8) Bauvorbereitung (2–4 Wochen)
Technik & Versorger: Baustrom, Bauwasser, Zähleranträge (NE-4), Telekom, Netzbetreibertermine.
Sicherheit & Versicherung: Baustelleneinrichtung, SiGeKo (falls erforderlich), Bauherrenhaftpflicht, Bauleistungsversicherung.
Mieter/Umfeld: Nachbarn informieren, Hausordnung Baustelle, Lärmzeiten.
Ergebnis: Startklar für den Umbau.
9) Umbau & Bauüberwachung (typ. 3–8 Monate)
Ablauf (vereinfachtes Raster):
- Entkernung/Schadstoffprüfung (falls Altbau)
- Tragende Eingriffe (Öffnungen/Unterzüge) – Statiker-Freigaben
- Leitungsführung & Schächte (HLS/Elektro), Brandschutzabschottungen
- Decken/Trennwände, Schallschutzaufbauten, Estrich
- Fenster/Türen (v. a. Wohnungseingangstüren feuer-/rauchhemmend)
- Heizung/Lüftung/Sanitär, Elektro (Unterverteilungen, Zählerplätze)
- Innenausbau (Fliesen, Böden, Maler), Treppenhaus, Beleuchtung
- Außenanlagen/Stellplätze, Briefkasten-/Klingelanlage, Hausnummer
Qualitätssicherung: Baubesprechungen, Bautagebuch, Prüfungen verdeckter Leistungen, Nachweise sammeln (Materialzeugnisse, Brandschutz).
Kostensteuerung: Nachträge nur schriftlich; Soll-Ist-Kostenreport.
10) Abnahmen & Dokumentation (2–4 Wochen)
Einzelabnahmen: der Gewerke + behördliche Abnahmen (je nach Auflage: Brandschutz, Entwässerung, Rauchschutz).
Schlussabnahme Gesamt: Mängelprotokoll, Fristen, Einbehalte.
Dokumentation (As-Built): Revisionspläne, Anlagenschemata, Prüfprotokolle, Energieausweis (bei Bedarf), Wartungspläne, Bedienungsanleitungen.
Ergebnis: Nutzungsfertige, genehmigungskonforme 4-WE-Immobilie.
11) Teilung in Wohnungseigentum (WEG) – bei Verkauf/Einzelnutzung
Voraussetzung: bauliche Abgeschlossenheit jeder Wohnung (eigen abschließbare Einheit, Küche/Bad; klare Abgrenzung Keller/Abstellräume).
Unterlagen:
- Aufteilungsplan (Architekt)
- Abgeschlossenheitsbescheinigung (Bauaufsicht)
- Teilungserklärung beim Notar (inkl. Gemeinschafts-/Sondereigentum, Sondernutzungsrechte, TG-Plätze)
Anmeldung: Grundbuchamt (Anlage von Wohnungsgrundbüchern).
Ergebnis: Rechtssichere Aufteilung – Verkauf einzelner WEs möglich.
12) Vermarktung & Betrieb
Vermietung: Mietkonzept, Zielgruppe, Miethöhen (ortsüblich), Staffeln/Index, Energieausweis.
Verkauf (WEG): Exposé, Kaufpreislogik (m²-Preis, Lage im Haus, Balkon/Fläche), Gewährleistung/Unterlagenmappe.
Betrieb: Hausverwaltung, Nebenkostenstruktur, Wartungsverträge (Brandschutz, Heizung, Lüftung).
Checklisten & Stolperfallen
Pflicht-Themen, die Ämter/Bänke prüfen
- Nutzungsänderung genehmigt (EFH → 4 WE)
- Stellplätze nach Satzung (oder Ablöse, + Fahrradplätze)
- Rettungswege/Brandschutz (2. Rettungsweg, Wohnungstüren, Abschottungen)
- Schallschutz (DIN 4109)
- GEG/Wärmeschutz (Dämmstandard, Anlagentechnik)
- Erschließung & Zähler je Wohnung (Strom/Wasser/Heizung)
- Abstandsflächen, ggf. Denkmalschutz/Milieuschutz
Häufige Fehler (teuer!)
- Ohne Vorbescheid geplant → Genehmigung scheitert an Stellplätzen/Fluchtwegen
- Zähler/Schächte vergessen → später kaum nachrüstbar
- Flure/Treppenhaus zu schmal → Fluchtweg/Barrierefreiheit verfehlt
- Schallschutz unterschätzt → Reklamationen/Mietminderungen
- Brandschutzdetails (Türen, Fugen, Durchdringungen) nicht dokumentiert → Abnahmeprobleme
- Verträge ohne klares LV/Pauschale → Nachtragslawine
Budget- und Zeit-Orientierung (grobe Erfahrungswerte)
- Planung & Genehmigung: 3–6 Monate
- Bauausführung: 4–8 Monate (Komplexität/Bestand entscheidend)
- Gesamtdauer: 7–14 Monate
- Nebenkosten Planung/Prüfung: 12–18 % der Baukosten (HOAI/Gutachten)
- Reserve: 10–20 % Puffer für Bestand/Preisschwankungen
Mini-Fahrplan „in kurz“
- Machbarkeitscheck + Bauvorbescheid
- Finanzierung fixieren (inkl. Förderungen)
- Genehmigungsplanung + Bauantrag
- Ausführungsplanung, Ausschreibung, Vergabe
- Umbau mit Bauleitung & Nachweisführung
- Abnahmen, Doku, optional WEG-Teilung
- Vermietung/Verkauf & Betrieb
Bonus: Dokumente, die du am Ende griffbereit haben solltest
- Baugenehmigung + Nebenbestimmungen
- As-Built-Pläne, Revisionsunterlagen HLS/Elektro
- Prüf-/Abnahmeprotokolle (Brandschutz, Dichtheit, E-Messungen)
- Energieausweis, Bedienungs-/Wartungspläne
- Teilungserklärung + Abgeschlossenheitsbescheinigung (falls WEG)
- Verträge/Garantien/Gewährleistungsfristen