Baupreise steigen stärker als Inflation
Bauen wird zum Luxus: Baupreise steigen stärker als Inflation
Deutliche Kostensteigerungen bei Holzbau, Wärmepumpen und Technik – Experten schlagen Alarm
3,2 Prozent Plus: Neubaukosten steigen deutlich schneller als Verbraucherpreise
Der Traum vom Eigenheim wird für viele in Deutschland immer teurer:
Die Preise für den Bau neuer Wohngebäude haben im Mai 2025 erneut deutlich angezogen – und liegen damit weit über der allgemeinen Inflationsrate.
Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte, stiegen die Baupreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, während die Inflation im selben Zeitraum lediglich 2,1 Prozent betrug.
Betroffen sind nahezu alle Gewerke – von Rohbau bis Hightech.
Besonders steil nach oben ging es beim Einbau technischer Anlagen, aber auch klassische Handwerksarbeiten wie Dachdecken oder Holzbau wurden spürbar teurer.
Holz, Dächer, Wärmepumpen: Die größten Preistreiber im Überblick
Die detaillierte Auswertung zeigt:
Vor allem im Rohbaubereich schlagen die Preissteigerungen kräftig zu Buche.
Erdarbeiten verteuerten sich um 3,8 Prozent, Dachdeckungen sogar um 4,5 Prozent.
Den höchsten Zuwachs im Rohbau meldet das Bundesamt bei Zimmer- und Holzbauarbeiten mit einem Plus von 4,8 Prozent – ein Wert, der auch im internationalen Vergleich deutlich ausfällt.
Auch im Ausbaubereich zeigt sich eine spürbare Teuerung. Für Heiz- und Warmwasseranlagen – dazu zählen insbesondere Wärmepumpen – wurden 4,5 Prozent mehr fällig als im Vorjahr.
Noch höher fiel der Anstieg bei Elektro-, Sicherheits- und Informationstechnik aus: +5,7 Prozent.
Das betrifft nicht nur Neubauten, sondern auch energetische Sanierungen, die politisch eigentlich forciert werden sollen.
Nicht nur Wohnungsbau betroffen – auch Büro- und Gewerbebauten werden teurer
Die Baupreisentwicklung beschränkt sich nicht auf den privaten Wohnungsbau.
Auch die Kosten für Büro- und Betriebsgebäude zogen kräftig an – um 3,5 bzw. 3,4 Prozent im Vergleich zum Mai 2024.
Der Straßenbau verzeichnete sogar einen Preissprung von 4,4 Prozent.
Für die Bauwirtschaft wie auch für die Bundesregierung ist das ein herber Rückschlag.
Das Ziel, den Wohnungsbau in Deutschland anzukurbeln, rückt damit in noch weitere Ferne.
Teure Rohstoffe, hohe Zinsen, unsichere Nachfrage: Das perfekte Sturm-Szenario
Die Ursachen für den Baupreisanstieg sind vielschichtig:
Zum einen wirken die globalen Preissteigerungen für Baustoffe und Energie, die durch den Ukraine-Krieg und unterbrochene Lieferketten seit 2022 stark zugenommen haben, weiterhin nach.
Zum anderen belasten gestiegene Finanzierungskosten den Markt – sowohl auf Seite der Bauherren als auch der Bauunternehmen.
Zwar ist die private Nachfrage nach Neubauprojekten zuletzt spürbar zurückgegangen – ein dämpfender Effekt auf die Preisentwicklung.
Doch gleichzeitig stehen Großprojekte im Bereich Infrastruktur und öffentlicher Wohnungsbau auf der Agenda der Politik.
Das verschärft den Wettbewerb um Material und Fachkräfte – und treibt die Preise weiter in die Höhe.
Bauwirtschaft in der Zwickmühle – Warnung vor Investitionsstau
Die Kombination aus teuren Materialien, hohen Zinsen und Planungsunsicherheit sorgt dafür, dass viele Projekte auf Eis gelegt werden.
Das gefährdet nicht nur die Bauwirtschaft, sondern auch die Klimaziele.
Besonders kritisch wird die Situation im sozialen Wohnungsbau eingeschätzt.
Trotz staatlicher Fördermittel können viele Kommunen geplante Vorhaben nicht umsetzen – schlicht, weil das Budget nicht mehr reicht.
Auch private Bauträger halten sich zunehmend zurück.
Ausblick: Keine schnelle Entspannung in Sicht
Die Prognose für den Bau bleibt angespannt.
Zwar könnte eine anhaltend schwache Nachfrage die Preisentwicklung dämpfen – gleichzeitig aber drohen neue Belastungen durch CO₂-Abgaben, strengere Energiestandards und höhere Lohnkosten im Handwerk.
Die Politik steht vor einem Dilemma: Investitionen sind nötig, werden aber durch ihre eigenen Rahmenbedingungen zunehmend blockiert.
Der Bau wird zum Prüfstein für die Wirtschafts- und Sozialpolitik – Baupreise steigen stärker als Inflation
Die steigenden Baupreise sind mehr als eine statistische Kennziffer – sie sind Ausdruck eines tiefgreifenden Problems: Das Versprechen vom bezahlbaren Wohnen gerät ins Wanken.
Für Politik, Bauwirtschaft und Verbraucher heißt es jetzt: gegensteuern, bevor das Fundament der Wohnraumpolitik endgültig zu bröckeln beginnt.
Quellen: Tagesschau, Statistische Bundesamt